Die Task Force für systemische Pestizide (TFSP) ist eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt, die zusammengekommen sind, um an einer weltweit integrierten Beurteilungsmethode zu arbeiten, die den Einfluss von systematischen Pestiziden auf Biodiversität und Ökosysteme überprüft.
Die Aufgabe der (TFSP) war es, „eine verständliche, wissenschaftliche, objektive Überprüfung und Beurteilungsmethode zu entwickeln, welche den Einfluss von systemischen Pestiziden auf die Biodiversität aufzeigt, und anhand der erhaltenen Ergebnisse Empfehlungen zu geben, die möglicherweise im Zusammenhang von Risikobewertung und der staatlichen Zulassung von neuen Pestiziden sowie anderen relevanten Punkten notwendig werden, auf welche Entscheidungsträger, Politikgestalter, und die Gesellschaft im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden sollten“.
Die Task Force verfolgt einen wissenschaftlich orientierten Ansatz mit dem Ziel, eine besser informierte und faktenbasierte Entscheidungsfindung zu fördern. Die dabei angewendete Methode nennt sich Integrated Assessment (kurz IA, dt. Integrierte Bewertung). Ohne der Politik etwas vorzuschreiben, soll die IA politisch relevante Informationen zu den zentralen Aspekten bereitstellen. Zu diesem Zweck erarbeitete ein multidisziplinäres Team von 30 Wissenschaftlern aus aller Welt gemeinsam eine Synthese aus 1.121 durch Gutachter bewerteter Veröffentlichungen der letzten fünf Jahre, wobei von der Industrie gesponserte Publikationen eingeschlossen wurden. Wissenschaftlicher Standard aller Publikationen der TFSP war das Peer-Review-Verfahren dieser Fachzeitschrift (http://link.springer.com/journal/11356/22/1/page/1).
Geschichte
Im Juli 2009 traf sich eine Gruppe von Entomologen und Ornithologen in Notre Dame de Londres, einer kleinen Gemeinde in dem süd-französischen Department Hérault, aufgrund einer internationalen Befragung von Entomologen in Bezug auf den katastrophalen Rückgang von Insekten (und Gliederfüßern im Allgemeinen) in ganz Europa.
Sie stellten fest, dass seit 1950 ein merklicher und allmählicher Rückgang von Insekten als Teil der allgemeinen Verarmung der natürlichen Umwelt aufgetreten war. Neben vielem Anderem, erkannten sie als Grundursachen für diesen Rückgang die intensive Landwirtschaft mit dem dazugehörigen Verlust von natürlichen Lebensräumen sowie den starken Gebrauch von Pestiziden und Herbiziden, den hohen Anstieg an Straßen und motorisiertem Verkehr sowie eine den gesamten Kontinent betreffende nächtliche Lichtverschmutzung und Stickstoffablagerung.
In gleichem Maße kamen sie überein, dass eine weitere Verschlechterung der Situation – ein noch stärkerer Rückgang der Insektenpopulationen – im Zeitraum von 1990 bis 2000 begonnen hat. Dies begann erst in Westeuropa, gefolgt von Ost- und Südeuropa. Außerdem war festzusellen, dass der massive Zusammenbruch der verschiedenen Arten, Gattungen und Familien der Gliederfüßer mit dem starken Rückgang von Populationen verschiedener insektenfressender Vogelarten, sogar von allgemein verbreitet betrachteten wie Schwalben und Stare zusammenhängt.
Basierend auf bestehenden Studien und zahlreichen Beobachtungen in diesem Bereich sowie der überwältigenden Zahl von Indizien kamen die Forscher zu der Annahme, dass die neue Generation der Pestizide, die langwirkenden, systemischen und neurotoxischen Neonikotinoide und Fipronil, welche in den frühen 1990er Jahren eingeführt worden sind, wahrscheinlich zumindest zum Teil für diese Rückgänge verantwortlich sind.
Als Reaktion darauf fand sich ein Lenkungsausschuss zusammen, und der kurze Zeit später die „Task Force on Systemic Pesticides“ – eine internationale Arbeitsgruppe unabhängiger Wissenschaftler – ins Leben rief.